Während der jährlichen Aktionärsversammlung von Tesla am Donnerstag stellte CEO Elon Musk einige neue Fahrzeugmodelle vor. Der Zeitpunkt der Präsentation war perfekt, da die Aktionäre gerade sein gigantisches 56-Milliarden-Dollar-Gehaltspaket abgesegnet hatten.
Die Spannung steigt: Neue Tesla-Modelle in der Pipeline
Musk, sichtbar erfreut über die Zustimmung der Aktionäre, enthüllte, dass Tesla an neuen Fahrzeugen arbeitet. Er zeigte eine Abbildung mehrerer Fahrzeuge, von denen drei unter weißen Laken verhüllt waren. Obwohl er keine spezifischen Details preisgab, ließ er verlauten: „Offensichtlich haben wir einige neue Produkte, an denen wir hinter verschlossenen Türen arbeiten. Ich denke, diese werden ziemlich besonders sein.“
Eines der verhüllten Fahrzeuge deutete auf eine große, kastenförmige Silhouette hin – möglicherweise ein Transporter. Die beiden anderen Modelle wirkten flacher und schlanker. Tesla plant, am 8. August sein lange angekündigtes Robotaxi vorzustellen, sodass es sich bei einem der geheimen Modelle um dieses handeln könnte.
Im April kündigte Tesla eine beschleunigte Markteinführung neuer, erschwinglicherer Modelle an, die Ende 2024 oder Anfang 2025 auf den Markt kommen sollen.
Herausforderungen und Chancen: Ein überfälliges Update der Modellpalette
Tesla veröffentlichte im April 2023 im Rahmen seines „Masterplan Teil 3“ ähnliche Bilder von zwei geheimen Fahrzeugen. In diesem Dokument erklärte das Unternehmen, dass die Tesla-Äquivalente eines Kleinwagens, eines Nutzfahrzeugs/Personenwagens und eines Busses „noch festzulegen“ seien.
Die Erwähnung neuer Modelle, so vage sie auch sein mag, ist wahrscheinlich Musik in den Ohren von Tesla-Fans und Investoren. Branchenanalysten warnen schon seit einiger Zeit vor einer veralteten Tesla-Produktpalette. Die äußerst beliebte Limousine Model 3 und das SUV Model Y könnten das Wachstum des Unternehmens nicht unbegrenzt aufrechterhalten. Letzteres war 2023 immerhin das meistverkaufte Auto der Welt.
Nach Jahren des rasanten Wachstums sind die Fahrzeugauslieferungen von Tesla im ersten Quartal dieses Jahres um 8,5 Prozent zurückgegangen. Zudem rüttelt BYD, ein chinesischer Elektroautohersteller, mächtig an Teslas Spitzenposition beim Verkauf von Elektrofahrzeugen (BEVs).
Neue Modelle und zukünftige Visionen
Trotz des Drucks hat Musk die Einführung eines billigeren Modells, das den Absatz steigern könnte, hinausgezögert. Stattdessen konzentrierte sich Tesla in den letzten Jahren auf die Markteinführung des Cybertrucks, eines extrem aussehenden, teuren Pickup-Trucks. Experten der Autoindustrie glauben jedoch, dass sich der Cybertruck kaum in nennenswerten Stückzahlen verkaufen wird. Musk selbst erwartet in diesem Jahr keinen großen Einfluss des Cybertrucks auf das Unternehmensergebnis.
Elon Musk scheint zudem das Interesse am reinen Autogeschäft zu verlieren und investiert verstärkt in autonome Fahrzeuge und Robotik. Obwohl er die Präsentation der kommenden Modelle nur kurz erwähnte, sprach er ausführlich über Robotaxis, Teslas „Full Self-Driving“-Funktion (die noch nicht wirklich autonom ist), künstliche Intelligenz und den humanoiden Roboter Optimus.
Musk behauptete, Tesla könne eines Tages 100 Millionen Bots pro Jahr herstellen und damit unvorstellbare Gewinne in Höhe von einer Billion Dollar einfahren. Dabei ging er von der Annahme aus, dass es für jeden Menschen auf der Erde einen humanoiden Roboter geben würde – eine äußerst optimistische Erwartung angesichts der aktuellen globalen Herausforderungen.
Er sagte auch, dass das Roboter- und Robotaxi-Geschäft von Tesla eines Tages etwa 30 Billionen Dollar wert sein könnte. Das ist etwa das Zehnfache der derzeitigen Marktkapitalisierung von Apple, dem wertvollsten börsennotierten Unternehmen der USA.
Fazit: Konkrete Pläne erforderlich
Letztendlich bleibt Tesla ein Autohersteller, der den Großteil seiner Gewinne mit dem Verkauf von Autos erzielt. Um dieses Geschäft auszubauen und den Zugang zu Elektroautos zu erweitern, braucht das Unternehmen konkrete Pläne für neue Modelle, nicht nur vage Andeutungen. Andernfalls werden Unternehmen wie Hyundai und BYD die Lücke im Markt für Elektroautos mit Freude füllen.
