Im Jahr 2023 erlebte Deutschland den größten Rückgang der Treibhausgasemissionen seit Beginn des Europäischen Emissionshandelssystems (EU-ETS 1) im Jahr 2005. Laut der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt (UBA) sanken die Emissionen der 1.725 stationären Anlagen um rund 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und erreichten damit ein neues Rekordtief von etwa 289 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente (CO₂-Äq).
Wichtige Faktoren für den Rückgang
Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts, betont, dass der erhebliche Rückgang der Emissionen im Energiesektor vor allem auf den Ausbau erneuerbarer Energien und den Rückgang der Kohleverstromung zurückzuführen ist. Im Industriesektor sind die sinkenden Emissionen hauptsächlich auf die rückläufige Produktionsentwicklung aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zurückzuführen.
Jürgen Landgrebe, Leiter des Fachbereichs „Klimaschutz, Energie, Deutsche Emissionshandelsstelle“ im UBA, ergänzt, dass die Neuausrichtung der europäischen Klimapolitik und die Absenkung der Emissionsobergrenzen im Emissionshandel entscheidend waren. Die Rekordeinnahmen von über 18 Milliarden Euro aus dem Emissionshandel flossen vollständig in den Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung.
Energie- und Industriesektoren
Die Emissionen aus der Energieversorgung sanken um 22 Prozent auf 188 Millionen Tonnen CO₂-Äq, was auf die gesunkene Energienachfrage und den steigenden Anteil erneuerbarer Energien zurückzuführen ist. Besonders stark war der Rückgang bei der Bruttostromerzeugung aus Braunkohle (25 Prozent), Steinkohle (36 Prozent) und Erdgas (2 Prozent).
Im Industriesektor sanken die Emissionen um 10 Prozent auf 101 Millionen Tonnen CO₂-Äq. Besonders betroffen waren die Nichteisenmetalle (19 Prozent Rückgang) und die „sonstige mineralverarbeitende Industrie“ (18 Prozent Rückgang). Auch die chemische Industrie, Raffinerien und Zementklinkerherstellung verzeichneten Rückgänge zwischen 9 und 17 Prozent.
Luftverkehr und europäischer Vergleich
Die Emissionen des innerdeutschen Luftverkehrs stiegen 2023 um 4,5 Prozent auf etwa 7,6 Millionen Tonnen CO₂-Äq, blieben aber weiterhin unter dem Niveau vor der Covid-19-Pandemie. Europaweit sanken die Emissionen aller am EU-ETS 1 teilnehmenden Anlagen um 17 Prozent auf rund 1,09 Milliarden Tonnen CO₂-Äq. Seit 2005 hat sich der europaweite Emissionsrückgang auf etwa 48 Prozent summiert.
Bedeutung des Emissionshandels und Zukunftsperspektiven
Der Emissionshandel spielt eine zentrale Rolle bei der Reduktion der Treibhausgase und der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Die jüngsten Maßnahmen und Investitionen zeigen deutlich, dass ein ambitionierter Klimaschutz möglich ist, ohne die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu beeinträchtigen. Deutschland und Europa setzen auf innovative Technologien und nachhaltige Lösungen, um die Klimaziele zu erreichen und den Übergang zu einer grünen Wirtschaft zu beschleunigen.
Weitere Informationen und Maßnahmen
Die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt ist nicht nur für den EU-ETS 1, sondern auch für den nationalen Emissionshandel für Brennstoffe (nEHS) und den Europäischen Emissionshandel für Brennstoffe (EU-ETS 2) zuständig. Sie übernimmt zudem Aufgaben beim CO₂-Grenzausgleichssystem (CBAM) und der Kompensation indirekter CO₂-Kosten für stromintensive Unternehmen.
Fazit
Der Rekordrückgang der Treibhausgasemissionen in Deutschland ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu den nationalen und europäischen Klimazielen. Die Kombination aus politischen Maßnahmen, technologischen Innovationen und dem konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien zeigt, dass nachhaltiger Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen können.