Ein abplatzender Lack könnte Tesla in Kanada teuer zu stehen kommen: In der Provinz Québec wurde eine Sammelklage wegen Lackmängeln bei Tesla Model 3 und Model Y offiziell zugelassen. Tausende Fahrzeuge könnten betroffen sein – und der daraus entstehende Schaden für Tesla dürfte in die Millionen gehen. Was hinter der Klage steckt und welche Rolle ein kanadischer Tesla-Besitzer dabei spielt, liest du hier.
Der Auslöser: Lackschäden nach nur sechs Monaten
Im Jahr 2020 bemerkte der Tesla-Besitzer Jean-François Bellerose aus Québec, dass sich die schwarze Lackierung an den Seitenschwellern seines Model 3 bereits nach sechs Monaten zu lösen begann. Als Tesla den Schaden nicht unter Garantie beheben wollte, musste er rund 5.000 Kanadische Dollar (etwa 3.400 Euro) aus eigener Tasche zahlen.
Dieser Fall markierte den Beginn einer Sammelklage (Class Action), die nun – nach mehreren Jahren – von einem Richter offiziell zugelassen wurde und damit vor Gericht verhandelt werden darf.
Wer ist betroffen? Umfang der Sammelklage
Die vom Gericht genehmigte Sammelklage umfasst:
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Alle Privatpersonen und Unternehmen in Québec,
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die zwischen dem 1. Januar 2018 und dem Veröffentlichungsdatum der gerichtlichen Mitteilung
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einen neuen Tesla Model 3 oder Model Y gekauft oder geleast haben,
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und die innerhalb von 48 Monaten nach Übergabe Lackschäden festgestellt haben.
Insgesamt könnten mehr als 15.000 Fahrzeuge betroffen sein – allein bis Mitte 2021 wurden über 13.000 Model 3 und 2.300 Model Y in Québec verkauft.
Forderungen: Rückzahlung, Schutzmaßnahmen & Schmerzensgeld
Die Klage zielt auf folgende Forderungen ab:
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Rückerstattung der Reparaturkosten für beschädigte Lackstellen
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Erstattung von präventiven Maßnahmen wie Lackschutzfolie oder Spritzschutz
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500 CAD Schmerzensgeld pro Kläger für Stress und Unannehmlichkeiten
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Weitere 500 CAD für Teslas angeblich unterlassene Warnung vor dem Lackrisiko
Sollte Tesla verurteilt werden, könnte die Entschädigungssumme in die mehreren Millionen CAD gehen.
Hat Tesla das Problem bereits eingestanden?
Auch wenn Tesla offiziell keine Schuld einräumt, zeigt das Verhalten des Unternehmens ein anderes Bild: Ende 2020 – nach Einreichung der Klage – begann Tesla damit, kostenlos Schmutzfänger und Schutzfolien (Paint Protection Film) an kanadische Kunden zu verteilen. Ein mögliches Indiz, dass man sich der Problematik durchaus bewusst war.
Die Klage wirft Tesla zudem vor, von Anfang an Kenntnis über das Risiko gehabt zu haben – jedoch keine proaktiven Maßnahmen ergriffen zu haben, um Kunden zu informieren oder zu schützen. Diese Vorwürfe wurden bislang nicht abschließend vom Gericht bewertet.
Wie geht es weiter? Nächster Schritt: Hauptverfahren
Ein aktueller Beschluss vom 15. April 2025 gibt grünes Licht für den Start des Hauptverfahrens. Der Prozess wird in Montreal stattfinden. Die vom Gericht beauftragte Organisation Services Concilia übernimmt die Benachrichtigung aller potenziell betroffenen Tesla-Besitzer sowie die Verwaltung von Opt-out-Anträgen.
Wer nicht teilnehmen möchte, muss aktiv widersprechen – die Frist wird noch bekannt gegeben.
Fazit
Die Sammelklage in Québec könnte für Tesla unangenehme Folgen haben – sowohl finanziell als auch in Sachen Reputation. Sollte das Gericht zugunsten der Kläger entscheiden, drohen Rückzahlungen in Millionenhöhe und ein weiterer Imageschaden in einem wichtigen Elektroautomarkt. Auch wenn europäische Kunden nicht betroffen sind, zeigt der Fall einmal mehr: Qualität und Transparenz bleiben für Tesla weltweit zentrale Themen.